Sheba Chhachhi: Neelkanth (Blauer Schlund): poison / nectar
(Video 6 Min./ Flatscreen, 255 Lichtboxen, vier Leuchten; 2005/08) 
Diese Installation nimmt Bezug auf einen alten, nach wie vor lebendigen indischen Mythos, die Geschichte von Neelkanth.
„ Für einmal, so erzählt die Legende, entschieden sich Götter und Dämonen zur Zusammenarbeit. Getrieben von Gier und dem Wunsch nach Unsterblichkeit, begannen sie das kosmische Meer aufzuwühlen, sie wollten es dazu zwingen, Nektar freizugeben, das Elixir der Unsterblichkeit. Die Riesenschlage Vasuki, Königin der Schlangen, war ihr Seil. Die Götter hielten Vasukis Schwanz, die Dämonen ihren Kopf. Als das Meer wogte und spie, trat brennendes Gift aus. Lodernd, mit giftigen Dämpfen, drohte es alles Leben zu zerstören. Die Götter erkannten, dass sie in ihrer Gier nach Unsterblichkeit Tod erzeugt hatten, dieses Gift war das Konzentrat aller Gier und allen Leidens des Universums. Verstört riefen die Götter um Hilfe.

Shiva der die Szene aus der Ferne betrachtet hatte, hörte ihre Hilferufe und Beteuerungen. Voller Mitleid öffnete er seinen Mund und schluckte die brennende, schwarze Masse, die die Welt zu zerstören begann. Er hielt das schreckliche Gift in seinem Vishuddi Chakra, dem Zentrum der Reinheit, welches im Rachen liegt und von wo die Kraft der Sprache, das Wort ausgeht. Das schwarze Gift konnte ihn nicht verletzen, aber es färbte seine Haut dunkelblau.“ (SC; transl. CR)
Foto Stefan Postius
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www.artnet.com/Artists/
Salon 5
Angaben zu CV und Werk unter: www.artnet.com/Artists/,   www.freewaves.org/artists/s_chhacchi/
Sheba Chhachhi was born in 1958 in Harar (Ethiopia), studied at Delhi University and the National Institute of Design, Ahmedabad. She has exhibited widely in India, Europe, Japan, South America and the U.S.A since 1993. She has published writings, given talks and conducted workshops, research and projects relating to women, conflict, urban ecologies, visual culture and contemporary art practice in India and South Asia. She lives and works in Delhi.

Prashant Panjiar:  Panindia – A Shared Habitat (Fotografie, 2009)

 

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Salon 5
Ein persönliches, fotografisches Projekt, begonnen im neuen Jahrtausend, ein Versuch, die visuelle Landschaft Indiens im Moment des Wandels zu beobachten und über unsere Lebensweisen nachzudenken.
Der Kurator und Literat Sanjeev Saith schreibt dazu: “Wir wissen, dass die Kamera Momente in der Zeit fixiert. Wenn wir eine Fotografie betrachten, teilen wir ein Stück von jemandes Leben. Manchmal, wenn auch nicht sehr oft, erhalten wir etwas mehr. Wenn die Kamera in der Hand eines Fotografen liegt, der den Wunsch nach dem einen magischen Bild hinter sich gelassen hat, eröffnet sich die Möglichkeit einem Werk zu begegnen, das realer, substantieller ist. Wenn dieser Bildmacher aus einer Quelle von Jahrzehnten leidenschaftlicher Beobachtung schöpfen kann, haben wir das Glück einer Sehweise zu begegnen. 
Mit Pan India nimmt uns Prashant Panjiar mit auf eine Sightseeing Tour von Aufbau und Zerstörung, zu Behausungen, stabil und brüchig, zu geteilten Habitaten, öffentlichen und privaten, zu sicheren Fundamenten und angsterregenden Dächern.

Hinter Mauern, inmitten von Kisten, unter Blech, zwischen Drähten, in Röhren, über Luft, platzieren Panjiars Bewohner ihre Habe. Einige suchen Unterschlupf für eine Weile, andere hängen ihre Lebenserinnerungen an die Wände und machen sie so zu ihrem Zuhause. In Kahlheit und Schönheit spüren wir, was sie fühlen mögen – die Brüchigkeit, die Bewahrung, das Lagern, das Packen von Dingen und Menschen, die von Taglohn leben oder von altem Geld.“ (Sanjeev Saith, in: PAN INDIA – A Shared Habitat, Tasveer, Delhi 2009. transl. CR)

Foto Stefan Postius
http://www.panjiarphoto.com 
Gigi Scaria: PAN(i)CITY (Videoinstallation, 2006)
“Gigi Scaria befasst sich in seinen Arbeiten oft mit den Widrigkeiten im Alltag der Wanderarbeiter in der Megacity. Selber aus Kerala stammend und heute in Delhi lebend, sieht sich Scaria ebenfalls als Wanderarbeiter. ImWiderspruch zu den Wertvorstellungen und dem Ethos seiner ländlichen Heimat stehend, führt die chaotische Landschaft der Stadt in die Verwirrung und zur Frage: wie wird die Zukunft hier aussehen?
Einerseits kann PAN(i)CITY als ein Aufrollen des historischen Stadtgebietes um die Jama Masjid gesehen werden. Wenn die Kamera dem 360-Grad-Panorama von der Spitze des Moscheendachs folgt, sehen wir den aktuellen Zustand von Shahjahanabad. Die glorreiche Zeit dieser Stadt ist lange vorbei. Heute sind deren zerfallende Strukturen von wirtschaftlicher Expansion und überbordender Entwicklung bedroht. Sie scheinen vor unseren Augen zu explodieren.
PAN(i)CITY kann aber auch in Beziehung zu denTerroranschlägen in jüngster Vergangenheit gesetzt werden. Heute sind die dicht bevölkerten moslemischen Quartiere staatlich beäugt als potenzielle Terrornester. PAN(i)CITY kann als die Ausbreitung der Angst in der Stadt gelesen werden, dort wo das Überleben einer Bevölkerungsgruppe als “gewöhnliche Leute” gefährdet ist. In der Vogelperspektive werden der physische Raum und seine Strukturen eingefangen, die ins Stolpern geraten im Moment, in dem klar wird, dass sie jederzeit zur Zielscheibe werden können.

Foto Stefan Postius
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Salon 5
Einige von Scaria’s früheren Werken, wie Ein Tag with Sohail und Mariyam, eine Art Tagebuch von zwei Abfallsortierern, sind intime Dokumentationen, die uns nahe zu den Unterprivilegierten der Stadt führen. Ganz anders als jene Werke hält PAN(i)CITY eine physische, panoptische Distanz von seinem Subjekt. Aus dieser Distanz verschwindet jegliches menschliche Detail. Die Betrachtenden werden zu unverbundenen Beobachtenden der Ausbrüche dicht zerklüfteter Gebäude. Die westliche klassische Musik im Hintergrund vergrössert das Gefühl der Entfremdung, weil das Drama der wankenden Strukturen zur amüsanten Performance wird, während die armselige Realität verschwindet.” (Rahul Dev, in: Where in the world, Devi Art Foundation, New Delhi 2008. transl. CR))
Sawani Shende, Gesang
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Salon 5
www.sawanishende.com
Konzert Video   Ausschnitt
Video Ernst Thoma
Sawani Shende wurde 1979 in eine musikalische Familie geboren. Bereits mit sechs Jahren begann sie bei ihrer Grossmutter, Smt Kusum Shende, selber eine bekannte Sängerin der Kirana Gharana, mit dem Studium der klassischen indischen Musik.
Durch ihren Vater Dr. Sanjeev Shende, Schüler von Smt. Shobha Gurtu, wurde sie in die halbklassichen Genres wie Thumri, Dadra oder Kajri eingeführt. Der Wunsch tiefer in die Musik einzudringen und mehr zu lernen führte Sawani zu Dr.Smt. Veena Sahasrabuddhe, einem bekannten klassichen Sänger aus der Gwalior Gharana.
Sawani Shende lebt in Pune, Indien.

Urs Graf
Skizzenbücher sind ein wichtiges Arbeitsinstrumente des Zeichners und Malers Urs Graf. Hier im Thurgau ebenso, wie auf seinen unzähligen Reisen in unterschiedlichste Regionen der Welt hat er in ihnen visuelle Eindrücke eingefangen und gestalterische Ideen und Einfälle festgehalten. Viele dieser Skizzen waren Ausgangspunkte für die Arbeit im Atelier, andere sind einfach Erinnerungsträger geblieben.
1992 bereiste Urs Graf den indischen Teilstaat Rajasthan. Im Verlauf dieser ausgedehnten Reise entstanden zwei Skizzenbücher mit Zeichnungen, Aquarellen und Collagen. Im Salon Précaire wird er Einblicke in diese Bücher und deren Entstehung geben.

Die Sicht des „Touristen und Gestalters“, so Urs Graf, auf das westindische Rajasthan, trifft in dieser Veranstaltung auf die aktuellen Werke der in Delhi lebenden und arbeitenden Kunstschaffenden Sheba Chhachhi, Prashant Panjiar und Gigi Scaria, die zur Zeit im Salon Précaire ausgestellt sind. Damit eröffnet sich ein Spannungsfeld von Innen- und Aussensicht, es zeigen sich Differenzen und überraschende Bezüge.
http://www.ursgraf.ch/
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Supplément 5: Urs Graf Skizzenbücher Rajasthan
Foto Stefan Postius
Supplément 5
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 Urs Graf  das Skizzenbuch
Video Ernst Thoma
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Salon 5: „Delhi“   Freitag, 29. Oktober 2010
#  Prashant Panjiar:Panindia
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Supplément 5: Urs Graf

#  Gigi Scaria
#  Urs Graf
 
#  Sheba Chhachhi
# Programm Uebersicht         2010